Schon seit Jahren hatte ich geplant mal wieder nach Irland zu reisen. Eine gute Freundin von mir lebt seit einigen Jahren in der Nähe von Dublin. Daher hatte ich mir vorgenommen, einen Besuch bei ihr mit einem Urlaub in Irland zu verbinden. Im Dezember war es dann endlich so weit. Zwei Tage nach Weihnachten machte ich mich mit Aerlingus auf den Weg nach Dublin. Das Wetter für den Flug hätte nicht schöner sein können.
Nach der Landung auf dem Flughafen in Dublin holte ich dann erstmal meinen Mietwagen ab. Diesen hatte ich bereits online bei Alamo (Enterprise) reserviert. Innerhalb von nur 20 Minuten hatte ich alle Formalitäten geklärt und saß bereits in meinem Mietwagen – einem Opel Corsa. Da ich großen Respekt vor dem Linksverkehr hatte und mich zunächst an das unbekannte Auto gewöhnen wollte, habe ich erst einmal zwei Runden im Parkhaus gedreht. Erst dann ging es raus auf die Straße.
Das Autofahren in Irland war deutlich einfacher als erwartet, was auch daran liegen könnte, dass es weniger Verkehr gibt und die Iren recht gemütlich unterwegs sind. Nur an die super schmalen Landstraßen musste ich mich erst gewöhnen. Innerhalb von nur 40 Minuten war ich bereits bei meiner Freundin, die in einem kleinen Cottage in der Nähe des Dorfes Slaine lebt. Nach einer innigen Begrüßung zeigte sie mir mein Zimmer und ich verbrachte den Abend gemeinsam mit ihr und ihrer Familie.
Unterwegs im Nordosten
In den folgenden Tagen nutze ich das Haus meiner Freundin als Ausgangspunkt für Tagesausflüge. Die Abende verbrachten wir dann gemeinsam. Einer meiner ersten Ausflüge brachte mich nach Slaine. Dort gönnte ich mir zusammen mit meiner Freundin bei Georges Patisserie ein Sandwich und ein super leckeres Apple Crumble. Danach ging es weiter zum Slaine Castle. Da dort gerade eine Hochzeit stattfand, konnten wir uns das Schloss nur von außen anschauen. Dafür hatte die Distillerie geöffnet, in welcher der Slaine Irish Whiskey gebraut wird, so dass wir uns stattdessen diese anschauten.
Am folgenden Tag war ich allein unterwegs. Mein Ziel war das Boyne-Tal, nördlich von Dublin. Dort gab es gleich drei Sehenswürdigkeiten, die ich mir anschauen wollte. Den Anfang machte das bekannteste Ganggrab Irlands: Newgrange.
Newgrange wurde vermutlich 2.500 v. Chr. erbaut. 1962 wurde es vollständig wiederhergestellt und ist seit 1993 eingetragenes Weltnaturerbe. Bei einer Führung konnte ich das Innere des Grabs besichtigen. Zunächst bedurfte das etwas Überwindung, da ich unter Platzangst leide. Nachdem ich den 19 Meter langen Gang durchquert hatte, kam ich in eine kleine Halle. Dort erzählte uns der Reiseführer mehr über das Ganggrab und nach einiger Zeit verdunkelte er die Halle, um den Sonnenaufgang zur Wintersonnenwende zu demonstrieren. Nachdem ich die Halle verlassen hatte, wanderte ich noch etwas auf dem Gelände umher und schoss einige Bilder, bevor es mit dem Shuttle-Bus zurück zum Besucherzentrum ging. Man kann Newgrange und Knowth, ein weiteres Ganggrab, nur im Rahmen einer Tour besichtigen, die vom Besucherzentrum ausgeht.
Nach einer Autofahrt von nur wenigen Minuten kam ich zu meinem zweiten Tagesziel: Battle of the Boyne. Das Gelände erinnert an an ein entscheidendes Ereignis der irischen und nordirischen Geschichte. Am Fluss Boyne in der Nähe von Rosnaree konnte König Wilhelm III. von England den ehemaligen König von England Jakob II. aus dem Hause Stuart besiegen und die Insel Irland zurückerobern.
Von hier ging es dann weiter nach Monasterboice, einer ehemaligen Klosteranlage, die 1097 bei einem Feuer nahezu zerstört wurde und seitdem als Friedhof genutzt wird. Bekannt ist Monasterboice für den Rundturm und die drei Sandstein-Hochkreuze aus dem 9. Jahrhundert. Da sich die ersten Ausläufer von Sturm „Eleanor“ bemerkbar machten und der Friedhof von Bäumen umgeben war, blieb ich nur kurz. Es reichte aber für einige bemerkenswerte Eindrücke und Fotos.
Am nächsten Tag ging es dann zum Trim Castle, bekannt aus dem Film Braveheart und die größte normannische Burg in Europa. Sie befindet sich direkt am Fluss Boyne. Der Bau begann im Jahr 1172 unter Leitung von Hugh de Lacy, der durch die Architektur ein Gefühl der normannischen Stärke vermitteln wollte, um sich von den gälischen Iren abzugrenzen. Zusammen mit einem beeindruckenden, dreigeschossigen Bergfried, wurden ein Torhaus und Ringmauern errichtet, die von einem Wassergraben umschlossen wurden. Man kann das Gelände auf eigene Faust erkunden, wobei die vielen Informationstafeln sehr hilfreich sind. Der beste Weg, um die Geschichte der Burg zu verstehen, ist jedoch eine Führung.
Belfast
Für den nächsten Tag hatte meine Freundin bereits angekündigt, mitzukommen. Früh um 8 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Belfast. Die Nacht war recht kalt gewesen, daher waren die Wiesen mit Schnee bedeckt als wir uns Belfast näherten. Trotz des Wetters verlief die Fahrt auf der Autobahn problemlos, so dass wir bereits um 10 Uhr durch die Innenstadt von Belfast schlenderten.
Da wir nur einen Tag Zeit hatten, konzentrierten wir uns auf die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt von Belfast wie den St Georges’s Market. Freitags, samstags und sonntags früh bieten hier mehr als 150 Händler an ihren Ständen alles von Antiquitäten bis hin zu Metallarbeiten an. Die meisten Besucher kommen allerdings aufgrund der herausragenden Lebensmittel. Am Wochenende wird zudem Jazz gespielt.
Auch für eine Besichtigung der Belfast City Hall blieb Zeit. Das Rathaus öffnete 1906 seine Tore. Heute werden hier Führungen angeboten. Sehenswert sind die wunderschönen Buntglasfenster, die von keltischen Mythen und Legenden erzählen und an die Opfer der Großen Hungersnot sowie der beiden Weltkriege gedenken. Auf dem Gelände befinden sich zudem viele Denkstätten, z.B. der Titanic Memorial Garden, in dem auf Bronzetafeln die Namen der 1.512 Passagiere festgehalten sind, die bei dem Untergang der Titanic ihr Leben verloren.
Das Highlight unseres Besuchs in Belfast war aber die Tour mit dem Black Taxi. Unser Fahrer führte uns für 2 Stunden durch die Geschichte Belfasts und zeigte uns dabei die berühmten Wandmalereien der Stadt. Mit viel Geduld und angereichert mit zahlreichen Anekdoten erklärte er uns die Bedeutung der verschiedenen Wandmalereien. Dadurch erhielten wir einen interessanten Einblick in die Geschichte Belfasts und den Nordirlandkonflikt.
Südlich von Dublin
Am nächsten Tag nahm ich Abschied von meinen Freunden und machte mich auf den Weg nach Süden. Erster Stopp war der Küstenort Bray, etwa 20 Minuten südlich von Dublin. Grund für meinen Besuch in Bray war, dass ich unbedingt ans Meer wollte. Nach einem Spaziergang durch den Ortskern und am Strand entlang, ging es weiter nach Dalkey. Auf dem Weg dorthin machte ich noch einen Zwischenstopp im Killiney Hill Park. Von hier hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Bucht von Dublin, den Strand von Killiney und Dun Laghoire.
Dalkey ist ein malerischer Küstenort, am südlichen Stadtrand von Dublin. Zahlreiche irische Berühmtheiten leben hier oder besitzen Eigentum, darunter Bono, Enya, Van Morrison und Chris de Burgh. Dalkey gilt nicht umsonst als Beverly Hills von Dublin. Nach einem Bummel durch den Ort und einen Stopp im Pub ging es weiter nach Dún Laoghaire. Für einen Ausflug nach Dalkey Island blieb leider keine Zeit, aber dafür war das Wetter auch zu schlecht. Es schüttete immerhin in Strömen. In Dún Laoghaire hatte ich das Royal Marine Hotel, direkt an der Promenade gebucht. Da es den ganzen Tag geregnet hatte und ich halb erfroren war, freute ich mich auf das Spa des Hotels.
Nach einem Frühstück mit Scones und einem langen Spaziergang entlang der Promenade, machte ich am nächsten Tag einen Ausflug in die Wicklow Mountains. Darauf hatte ich mich am meisten gefreut. Mit dem Mietwagen ging es entlang schmaler Landstrassen bis zur ehemaligen Mönchssiedlung Glendalough. Diese wurde im 7. Jahrhundert vom heiligen Kevin gegründet und befindet sich in einem Tal mit zwei Seen. Noch heute sind der 33 Meter hohe Rundturm der Siedlung sowie einige der Gebäudeteile und Gräber gut erhalten. Die Gegend ist bei Wanderern sehr beliebt und die Aussicht auf die Berge und Seen einfach nur spektakulär. Leider hatte Sturm „Eleanor“ inzwischen fast seinen Höhepunkt erreicht, so dass es zu gefährlich war, durch die Wälder zu wandern. Daher machte ich mich bald wieder auf den Weg.
Mein nächster Stopp war Powerscourt Gardens. Auf dem Weg dorthin machte ich immer mal wieder einen Zwischenstopp, um Fotos von den Wicklow Mountains zu machen und die atemberaubende Natur zu genießen. Powerscourt House ist das stattliche Herrenhaus der aristokratischen Familie Wingfield. Berühmt sind aber vor allem die Gärten und der nahegelegene Wasserfall. Die Gärten bestehen aus italienischen und japanischen Elementen und verschmelzen am Ende mit dem irischen Teil – der einzigartigen Landschaft der Wicklow Mountains. Etwa fünf Kilometer vom Powerscourt House befindet sich der 120 Meter hoher Wasserfall, der nicht nur der höchste in Irland ist, sondern auch zahlreichen Hollywood-Filmen als Kulisse diente.
Die Gärten haben mich wirklich sehr beeindruckt, so dass ich trotz Regen und Sturm viel Zeit dort verbrachte. Danach wärmte ich mich im Restaurant des Herrenhauses bei einem späten Lunch inklusive Kaffee und Scone auf. Zudem schlenderte ich durch den Shop, in dem man allerlei in Irland produzierte Produkte kaufen kann – zum Beispiel Decken und Schals aus Schafswolle. Danach ging es zurück nach Dún Laoghaire.
Dublin
Am folgenden Tag machte ich mich auf den Weg zum Flughafen in Dublin, wo ich meinen Mietwagen abgab. Danach bezog ich mein neues Hotel im Zentrum von Dublin. Da Sturm „Eleanor“ inzwischen seinen Höhepunkt erreicht hatte und es in Strömen regnete, entschied ich mich, den Tag Rest des Tages im Hotel zu verbringen. Nach einem späten Lunch, ging es ins Spa und dann suchte ich mir eine ruhige Ecke zum Lesen.
Glücklicherweise war das Wetter am nächsten Tag etwas besser. Daher konnte ich mit meiner Sightseeingtour in Dublin beginnen. Auf dem Programm standen: Trinity College, Guinness Storehouse, Dublin Castle, Temple Bar, St. Stephen’s Green, Christ Church Cathedral und die Ha’penny Bridge. Tickets für das ehemalige Gefängnis Kilmainham Gaol waren leider für die komplette nächste Woche ausgebucht.
Am folgenden Tag besichtigte ich die National Gallery of Ireland und das EPIC – The Irish Emigration Museum. Danach traf ich mich mit meiner Freundin zum Lunch, die extra nach Dublin gekommen war. Am Abend sowie am folgenden Morgen nutzte ich die verbleibende Zeit, um noch einige Souvenirs einzukaufen. Natürlich musste ich auch noch dem berühmten Kennedys Pub (eigentlich Kennedys Bar und Restaurant) einen Besuch abstatten.
Dann war meine Reise auch schon wieder zu Ende und der Flug zurück nach Zürich erwartete mich. Ich werde aber auf jeden Fall wieder nach Irland kommen und mir die Westküste anschauen und auch noch mal in Wicklow Mountains fahren – aber dann im Sommer.