Grafschaft Kent
Die Grafschaft Kent liegt im Südosten Englands und ist durch den Eurotunnel mit Frankreich verbunden. Sie wird im Norden durch die Themse und die Nordsee und im Süden durch die Straße von Dover und den Ärmelkanal begrenzt. Bei klarem Wetter kann man von den Kreidefelsen von Dover bis nach Frankreich sehen. Durch tektonischen Druck und Küstenerosion verändert sich die Küste von Kent fortlaufend. Neben der Küste ist die Grafschaft landschaftlich vor allem durch Täler und Hügelketten geprägt.
Kent ist in 13 Distrikte unterteilt: Dartford, Gravesham, Sevenoaks, Tonbridge and Malling, Tunbridge Wells, Maidstone, Swale, Ashford, Folkestone and Hythe, Canterbury, Dover, Thanet und Medway. Verwaltungssitz der Grafschaft ist Maidstone. Haupteinnahmequelle von Kent ist der Tourismus und die Landwirtschaft (im Süden) bzw. die Zement-, Papier- und Flugzeugindustrie (Norden).
1,5 Millionen Menschen leben in Kent, das aufgrund seiner Vielzahl von Obstgärten und Hopfenfeldern auch „Garten Englands“ genannt wird. Der größte Fluss in Kent ist der 112 Kilometer lange Medway. Der Fluss Tidenhub trennt Ostkent und Westkent voneinander – und damit die „Männer/Mädchen aus Kent“ (Men/Maids of Kent) von den „Kentischen Männern/Mädchen“ (Kentish Men/Maids).
Die Geschichte Kents
Der Name «Kent» stammt wahrscheinlich von brythonischen Wort «cantus», was so viel wie «Kante» oder «Grenze» bedeutet. Damit dürfte die östliche Grenze an der Küste gemeint sein. Im 11. Jahrhundert gab sich Kent das Motto «Invicta» (unbesiegt), was 1066 durch die Invasion Wilhelm des Eroberers jedoch widerlegt wurde. Nach längerem Widerstand wurde Kent zu einer halbautonomen Grafschaft. Während der kommenden Jahrhunderte spielte Kent bei verschiedenen Aufständen eine zentrale Rolle – etwa 1553 bei Thomas Wyatts Aufstand gegen Königin Maria I.
Aufgrund der Spannungen zwischen Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich wurde Kent im 17. Jahrhundert militärisch stark aufgerüstet. Entlang der Küste wurden mehrere Forts gebaut. Aufgrund der Kriege mit Frankreich wurde der Fluss Medway zum Hautstützpunkt der englischen Flotte. Erst als sich die Auseinandersetzung in den Atlantik verlagerte, übernahmen die Häfen Portsmouth und Plymouth diese Aufgabe. Die militärische Bedeutung von Kent zeigt sich auch daran, dass die erste britische Generalstabskarte aus dem Jahre 1801 eine Karte von Kent war.
Die Lage Kents zwischen London und dem europäischen Festland führte dazu, dass die Grafschaft im Zweiten Weltkrieg bei der Luftschlacht um England stark getroffen wurde. Zwischen Juni 1944 und März 1945 wurden etwa 10.000 fliegende Bomben des Typs V1 («Doodlebugs») von Frankreich aus auf London abgefeuert. Etwa 2500 davon trafen London und Kent. Aufgrund dessen wurde die Ostküste Kents damals auch «Hell Fire Corner» (Höllenfeuerecke) genannt.
Top 10 Sehenswürdigkeiten in Kent
In Kent gibt es jede Menge zu entdecken. Welche Sehenswürdigkeiten eine Besichtigung lohnen, erfährst du in der folgenden Übersicht.
1. Kathedrale von Canterbury
Die Diözese von Canterbury ist Englands erster Bischofssitz und bis heute das christliche Zentrum des Vereinigten Königreiches und der anglikanischen Kirche.
Die dazugehörige Kathedrale Canterbury ist die älteste des Landes und Weltkulturerbe der UNESCO. Sie gilt neben der Westminster Abbey in London als schönster Sakralbau in Großbritannien und blickt auf eine bewegende Geschichte zurück. Unter anderem wurde hier ein Erzbischof ermordet und auch mehre Monarchen wurden in der Kathedrale gekrönt. Der Erzbischof von Canterbury hat zudem die ehrenvolle Aufgabe die britischen Monarchen zu krönen.
2. Kreidefelsen von Dover
Die weißen Klippen entlang der britischen Küste sind Teil des North-Down-Hügelzuges und verlaufen östlich und westlich der Stadt Dover. Sie zählen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Großbritannien und bieten einen beeindruckenden Anblick. Insbesondere, wenn man von Frankreich aus mit der Fähre auf Dover zusteuert.
Die Klippen bestehen aus weißem Kalk und sind mit schwarzem Kalziumkarbonat durchzogen. An ihrer Front sind die Klippen bis zu 106 Meter hoch und man kann von ihnen aus bis nach Frankreich sehen.
3. Leeds Castle
Leeds Castle ist ein Wasserschloss, das sechs Kilometer südöstlich von Maidstone und damit mitten im Herzen der Grafschaft Kent liegt. Das Schloss ist nicht etwa nach der Stadt Leeds benannt (wie man vermuten könnte), sondern nach dem gleichnamigen Dorf in Kent, an das die Ländereien anschließen.
Das Schloss wurde bereits vor über 1000 Jahren im Domesday Book von König Wilhelm dem Eroberer erwähnt. Später wurde es als normannische Burg genutzt, sechs mittelalterliche Königinnen lebten hier und Heinrich VIII. nutzte es als Palast. Von 1926 bis 1974 war das Schloss im Besitz der Amerikanerin Lady Baillie, die einen Großteil ihres Erbes in die Restauration des Schlosses investierte. Sie vermachte es nach ihrem Tod der Leeds Castle Foundation, die das Schloss 1976 der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Von außen bietet das Schloss bereits einen beeindruckenden Anblick, insbesondere wenn es sich im Wasser spiegelt, welches das Schloss umringt. Besonders beindruckend ist aber das Innere. Das Schloss ist liebevoll eingerichtet und wirkt sehr lebendig. Als wäre es noch ein richtiges zu Hause. Man kann die Räume nicht nur besichtigen, sondern auch hautnah erleben. Zudem besteht die Möglichkeit im Schloss oder auf dem Gelände zu übernachten.
Öffnungszeiten:
April bis September: 10:30 Uhr bis 16:30 Uhr
Oktober Bis März: 10:30 Uhr bis 15:30 Uhr
Tickets:
Erwachsene: £32
Senioren, Schüler und Studierende: £31
Kinder: £24
Kleinkinder: kostenlos
4. Dover Castle
Dover Castle gilt als die größte Burg Englands und spielte historisch eine zentrale Rolle bei der Verteidigung der englischen Küste. Grund ist die strategische Lage am Ärmelkanal und die unmittelbare Nähe zu Frankreich und dem europäischen Festland. Daher wurde die Burg auch als «Schlüssel zu England» bezeichnet. Ausgrabungen zeigen, dass die Geschichte des Schlosses wohl bis auf die Eisenzeit zurückreicht.
Im Laufe der Zeit musste die Burg vielen Kriegen standhalten, etwa dem Ersten Krieg der Barone, dem Englischen Bürgerkrieg und den Napoleonischen Kriegen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg zudem als unterirdisches Kommandozentrum und Lazarett genutzt. Von hier aus wurde die Evakuierung von 338.000 Soldaten aus Dünkirchen geleitet. Diesem Ereignis ist in der Burg heute eine interaktive Ausstellung gewidmet.
Öffnungszeiten:
Täglich 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Tickets:
Erwachsene: £21,80
Senioren: £19,60
Kinder: £13
Kleinkinder: kostenlos
5. Hever Castle and Garden
Hever Castle, in der Nähe des Dorfes Hever, war der Landsitz der Familie Boleyn. Anne Boleyn wuchs hier mit ihren Geschwistern Mary und George auf, bevor sie zur Erziehung in die Niederlande und an den französischen Hof ging. 1533 heiratete Anne Boleyn den König Heinrich VIII. Nur drei Jahre später wurden sie und ihr Bruder George wegen Hochverrats hingerichtet.
Heute wird Hever Castle als Konferenzzentrum genutzt und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Bei einem Besuch kannst du nicht nur die Burg besichtigen, sondern auch die Gartenanlage. Diese ließ der britisch-amerikanische Millionär William Waldorf Astor 1906 im italienischen Stil anlegen. Dabei ließ er auch Pflanzen und Skulpturen aus der Villa Borghese in Rom importieren, einen See anlegen und eine Nachbildung des Trevi-Brunnen erstellen.
6. Botany Bay
Botany Bay ist die nördlichste von sieben Buchten in Broadstairs, einem kleinen Küstenort, der bei britischen Touristen sehr beliebt ist. Die anderen Buchten sind: Viking Bay, Louisa Bay, Dumpton Gap, Stone Bay, Joss Bay und Kingsgate Bay. Botany Bay verfügt über einen schönen Sandstrand und beeindruckt durch die Kreidefelsen im Hintergrund. Einst war die Bucht bei Schmugglern beliebt. Wer beim Schmuggeln erwischt wurde, wurde in die gleichnamige Bucht in Sydney, Australien, deportiert.
7. St. Augustine’s Abbey
Die Abtei St. Augustinus in Canterbury ist die erste Gründung der Benediktiner Mönche außerhalb Kontinentaleuropas. Seit 1988 gehört die Abtei zusammen mit der Kathedrale von Canterbury zum Weltkulturerbe der UNESCO. Heute ist von der Abtei, die sich auf einem riesigen Areal inmitten von Canterbury befindet, nur noch eine Ruine übrig.
8. Chartwell
Chartwell war der Landsitz und Rückzugsort von Sir Winston Churchill. Heute ist das Anwesen, das nur wenige Kilometer südlich von London liegt, ein Museum und im Besitz des National Trust. Churchill erwarb Chartwell 1922 und lebte dort bis kurz vor seinem Tod 1965. In den 1930er Jahren machte er das Anwesen zu seinem Lebensmittelpunkt und dem seiner Familie. Während des Zweiten Weltkrieges und seiner ersten Amtszeit als Premierminister stand Chartwell größtenteils leer.
Das Innere des Anwesens gibt einen Einblick in das Leben von Winston Churchill und das seiner Familie. Bei einer Besichtigung kannst du unter anderem die Bibliothek, das Büro von Churchill, das Wohn- und Esszimmer der Familie und das Schlafzimmer von Lady Churchill bestaunen. Auf dem Anwesen befindet sich zudem ein kleines Studio, in dem Churchill gerne malte.
9. Gärten von Sissinghurst Castle
Der historische Landsitz Sissinghurst Castle liegt 40km südlich von Canterbury und ist heute im Besitz des National Trust. Es ist vor allem für seine eindrucksvollen Gärten bekannt. Diese wurden ab 1930 von Vita Sackville-West und ihrem Ehemann Harold Nicolson angelegt. Bis zu ihrem Tod 1962 widmete sich die Schriftstellerin der Gestaltung der Gartenanlage, die als Vorbild für architektonische bzw. englische Gärten steht.
Besonders berühmt ist der Weiße Garten, dessen Pflanzen in allen Schattierungen von Weiß blühen. Viele Pflanzen besitzen auch graues oder silberfarbiges Laub. Des Weiteren gibt es einen Rosengarten, einen Kräutergarten, einen italienischen Garten (Lindengang), einen Bauerngarten, einen Nussgarten und einen Obstgarten. Die Gärten von Sissinghurst Castle zählen zu den schönsten überhaupt und sind ein Muss für jeden Gartenliebhaber.
Walmer Castle
Die Küstenbefestigung Walmer Castle zählt zu den am besten erhaltenen aus der Zeit von König Heinrich VIII. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Schloss zu einem herrschaftlichen Anwesen, das seit 1708 als Residenz des Lord Warden of the Cinque Ports dient. Mit Ausnahme des Herzogs von Wellington und der königlichen Mutter, Queen Elisabeth, die beide das Amt über 20 Jahre lang innehatten, besuchten die Lord Wardens ihre Residenz jedoch selten.
Im Inneren des Schlosses befinden sich zahlreiche Antiquitäten und Exponate. Highlights sind sicher die Wellington Sammlung sowie die original Wellington-Stiefel. Aber auch die 8 Hektar große Gartenanlage ist einen Besuch wert, insbesondere der Broadwalk und der Queen Mothers Garden. Zudem gibt es ein Café im Gewächshaus und eine Teestube.
Karte der schönsten Sehenswürdigkeiten in Kent
Die meisten Sehenswürdigkeiten von Kent befinden sich in der Umgebung von Dover oder in Canterbury. Die Schösser Sissinghurst Castle, Hever Castle und Leeds Castle sind aber auf die Grafschaft verteilt. Dennoch lohnt sich ein Besuch, insbesondere des Leeds Castle, das als eine der Top Sehenswürdigkeiten in ganz Großbritannien gilt.
Neben den genannten Sehenswürdigkeiten in Kent ziehen vor allem die malerischen Küstenorte Besucher an. Neben Dover sind hierbei vor allem die Orte Rochester und Broadstairs hervorzuheben. Letzterer erlangte vor allem durch den Schriftsteller Charles Dickens Bekanntheit.
Touren durch Kent
Du kannst Kent entweder selbst erkunden oder an einer Tour teilnehmen, die dich von London aus zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führt. Auf getyouguide.de findest du eine Auswahl an Touren durch Kent, aber auch Tickets zu Sehenswürdigkeiten wie Leeds Castle und Dover Castle.
Anreise nach Kent
Kent ist aufgrund seiner Lage im Südosten von England sehr gut zu erreichen. Die Grafschaft liegt zwischen der Hauptstadt London und dem Ärmelkanal. Ob mit dem Flugzeug via London oder mit einer Fähre oder dem Eurostar über den Kanal, die Anreise ist unkompliziert.
Flugzeug: Am besten fliegst du nach London und reist von dort weiter nach Kent. Von Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es unzählige Verbindungen nach London. Der beste Flughafen für die Weiterreise nach Kent ist London City, da dieser im Osten der Metropole liegt.
Mit dem Zug: Wer mit der Bahn anreist, kann den Eurostar nach London nehmen. Da Kent direkt an London angrenzt, erreicht man die Grafschaft bereits innerhalb von circa 20 Minuten mit dem Zug. Bis nach Canterbury sind es vom Londoner Bahnhof St. Pancras mit dem Schellzug der Southeastern Railway 51 Minuten.
Mit dem Auto: Kent ist über die Autobahnen M11 und M25 gut zu erreichen. Vom europäischen Festland geht dies am einfachsten mit dem Eurostar. Das Auto wird dabei in Calais verladen. Die Fahrt von Calais nach Folkestone an der Küste Kents dauert 35 Minuten.
Natürlich kann man die einzelnen Verkehrsmittel auch miteinander verbinden. Etwa indem du das Flugzeug nach London nimmst und dann mit dem Zug oder Mietwagen weiterreist. Um die schönsten Sehenswürdigkeiten in Kent zu erkunden, ist ein Mietwagen hilfreich.
Am besten buchst du den Mietwagen schon von Deutschland aus, z.B. via mietwagen-check.de. Hier findest du zudem einige Tipps rund um das Buchen von Mietwagen für Großbritannien.
Übernachtung in Kent
In Kent gibt es für jeden Geschmack die passende Unterkunft. In den Küstenorten findest du Hotels sowie zahleiche B&Bs. Und natürlich gibt es in Kent auch viele Ferienwohnungen und -häuser zu mieten.
Unterkünfte findest du auf den großen Hotel-Portalen wie booking.com (hier gibt es auch B&Bs und Ferienwohnungen) oder auf den Seiten spezialisierter Anbieter für Ferienwohnungen. In Südengland bietet beispielsweise holidaycottages.co.uk Ferienwohnungen an. Aber auch auf Airbnb findest du zahlreiche Ferienunterkünfte.